Schon jetzt zeigt der Chrome-Browser keine komplette URL-Zeile mehr an. Der Protokollteil (http:// oder https://) ist schon heute nicht mehr sichtbar. Erst ein Klick in die URL-Zeile sagt dem Benutzer, welches Protokoll hier verwendet wird.
Für Normalbenutzer mag das ja noch tolerabel sein, aber Webworker müssen schon häufiger mit einem Klick nachschauen, um die komplette URL zu sehen. Jetzt soll es noch schlimmer kommen: Nach einem Bericht von Golem will Google in Chrome nur noch den Domainnamen in der Adresszeile anzeigen und auf diese Weise das Phishing erschweren.
Das erschwert das Arbeiten von Webdesignern und Admins sehr deutlich, denn um zu sehen, welche URL wirklich aufgerufen wurde, muss man erst mit dem Mauszeiger über die URL-Zeile gehen. Die Arbeit von Profis wird durch diese Änderung unnötig umständlich gemacht.
Der Nutzen scheint eher zweifelhaft
Die Nützlichkeit wird von Google mit Zahlen hinterlegt. Im Chromium-Blog liest man dazu: „Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie Angreifer URLs manipulieren können, um Benutzer über die Identität einer Website zu verwirren, was zu weit verbreitetem Phishing, Social Engineering und Betrug führt.“ Der Blog verweist dabei auf eine Studie, nach der „60 Prozent der Nutzer getäuscht wurden, wenn ein irreführender Markenname im Pfad einer URL auftauchte“.
Naja, schaut man sich diese Studie an, wird man schnell an die Lernmechanismen von KIs erinnert, bei denen die Ergebnisse stark vom „Datenfutter“ abhängig sind. Oder anders ausgedrückt: „Traue nur Statistiken, die du selbst gefälscht hast!“. Der Spruch stammt übrigens nicht wie meist behauptet von Churchill, sondern von dem evangelischen Bischof Otto Dibelius…
Es trifft zum Glück nicht alle
Zum Glück soll es nicht jeden Chrome-Nutzer treffen, denn die Funktion soll zunächst nur bei zufällig ausgewählten Testpersonen aktiviert werden. Ein weiterer Trost ist es, dass ein Rechtsklick auf die URL in einem Kontextmenü die Möglichkeit bieten soll, die Verkürzungsfunktion für alle zukünftigen Aufrufe wieder abzuschalten.
Chrome ist hier übrigens nicht etwa der Vorreiter – das war Apples Safari-Browser, der schon länger nur noch die Domainnamen in der URL-Zeile anzeigt – in meinen Augen eine wenig sinnvolle Kastration.