Die Regierung der USA denkt offenbar über einen Zwangsverkauf von Googles populärem Browsers Chrome nach. Diese Überlegungen sollen das Justizministerium und Ermittler im Zusammenhang mit eventuellen Verstößen gegen das Kartellrecht angestellt haben, weiß das US-Magazin Politico unter Berufung auf drei nicht namentlich genannte Personen, die mit den Diskussionen vertraut sein sollen, zu berichten.
Damit könnten Überlegungen im Zusammenhang mit einem Kartellrechtsverfahren zum ersten Fall der Zerschlagung eines US-Konzerns seit Jahrzehnten führen, hieß es weiter bei Politico. Noch seien die internen Klärungen nicht abgeschlossen, schreibt das Magazin.
Aber die Ermittler hätten sich schon mit Experten für Online-Marketing und Vertretern von Internetkonkurrenten und Verlagen getroffen und überlegt, wie Googles Kontrolle über einen großen Teil des weltweiten Werbemarktes im Internet geschwächt werden kann.
Wettbewerbsklage zu Android wird vorbereitet
Außerdem bereite das Justizministerium gerade eine Klage gegen Google vor, die schon in dieser Woche eingereicht werden könnte. Hier soll es unter anderem darum gehen, dass der Google-Konzern seine Marktmacht bei dem Smartphone-Betriebssystem Android ausnutzt, um den eigenen Suchdienste gegenüber der Konkurrenz Vorteile zu verschaffen. Aus demselben Grund hat auch die EU-Kommission schon im Juli 2018 eine Milliardenstrafe gegen Google verhängt.
Bei diesen Beratungen habe sich herauskristallisiert, dass der Verkauf von Chrome durch Google eventuell geeignet wäre, die Marktmacht des Suchmaschinenkonzerns zu beschneiden.
Tracking-Cookies bei Chrome und anderen
In diesem Kontext wird auch auf die Entscheidung Googles vom Januar 2020 verwiesen, nach der Chrome keine Tracking-Cookies von Drittanbietern mehr zulassen soll. Das könnte letztlich zu deutlichen Einnahmeverlusten bei den Verlagen führen.
Zwar blockierten auch andere Browser wie Firefox oder Safari Drittanbieter-Cookies, aber die Auswirkungen bei Chrome seien deutlich größer, weil dieser Browser einen Marktanteil von 60 Prozent auf Desktop-Rechnern und von 37 Prozent auf den mobilen Geräten habe.
Werden die großen US-Konzerne zerschlagen?
Die mögliche Zerschlagung großer IT-Konzerne der USA hatte in der letzten Woche auch ein Unterausschuss des US-Repräsentantenhauses ins Gespräch gebracht. In dem 450-seitigen Bericht wurde auch Google vorgeworfen, zum Beispiel die Startseite der Suchmaschine oder Android dazu benutzt zu haben, seinen Browser populär zu machen.
Chrome habe im Gegenzug als Startseite die Google-Suche voreingestellt. In Bezug auf die angekündigte Blockade der Drittanbieter-Cookies wurde zwar darauf hingewiesen, dass Google und Chrome einen angeblich nicht so radikalen Weg wie Safari und Firefox beschritten hätten, aber trotzdem könnte davon wohl eher der Suchmaschinenkonzern als seine Konkurrenz profitieren.